Out & About: Was behandelt der Kurzfilm «Bruja»?
Serafina Ndlovu: BRUJA bezeichnet einen spezifischen Moment in individuellen und persönlichen Entwicklungsprozessen. Viele Menschen in meinem Umfeld haben und hatten Phasen, in denen sie als Schwarze Personen mit unterschiedlichen Intersektionen von Diskriminierungserfahrungen, ähnliche Emotionen erlebten, wie sie im Film dargestellt werden. Es geht um Erkenntnis, Wut und ein Setzen persönlicher Grenzen.
«Im Kontext von BRUJA bezieht sich Kontrollverlust auf ein Ausbrechen aus toxischen Gesellschaftsstrukturen.»
Woher kam die Motivation für die Filmarbeit und in welchem Rahmen ist sie entstanden?
Die Motivation für den Film kam aus dem Bedürfnis, eine Art Momentaufnahme oder Manifestation zu erarbeiten und ist in einem Workshop von Zeitversieglung entstanden.
Welche Rolle spielt Sprache in dem Kurzfilm? Warum hast Du dich für eine Reimform entschieden?
Da ich mich schon lange mit Text befasse, war es für mich naheliegend, eine experimentelle oder künstlerische Ebene aus Text einfliessen zu lassen. Die Reimform hat sich in diesem Kontext grösstenteils selbst ergeben.
«Bruja» (zu dt. Hexe) fungiert in vielen Sprachen auch als Beleidigung für Frauen* – Warum der Titel? Siehst Du darin eine Form des Empowerments durch feministische Aneignung?
Die Entscheidung, mit dem Sinnbild einer Hexe zu arbeiten, würde ich heute nicht mehr so fällen. Jedoch hat die Symbolik der Hexenverbrennung in der Schweiz einen historischen Bezug, den ich erwähnen wollte. Mir ging es darum, eine allgemeine Scheinheiligkeit in der Schweizer Kultur, Politik und Geschichte anzusprechen, besonders unter dem Deckmantel der sogenannten Neutralität.
Da auch feministische Kämpfe in der Schweiz die rassistischen (und transfeindlichen, klassistischen, ableistischen, fettfeindlichen und weiter exklusiven) Strukturen, auf denen sie aufgestellt sind, kaum reflektieren, schien mir diese Symbolik passend.
In dem Film ist immer wieder die Sprache von «Kontrollverlust» – eine Drohung an das bestehende System?
Im Kontext von BRUJA bezieht sich Kontrollverlust auf ein Ausbrechen aus toxischen Gesellschaftsstrukturen.
Welche Reaktion auf Deine Filmarbeit, die Dir bis heute in Erinnerung geblieben?
Keine Reaktion aber eine sehr schöne Entwicklung finde ich, dass ich mit dem Menschen, die am Film beteiligt waren noch befreundet bin und dass allgemein ein unverzichtbares Netzwerk aus tollen Personen aus dieser Zeit entstanden ist.
Was kommt als nächstes? Sind neue Projekte in Planung?
Ich arbeite momentan an einem grösseren Schreibprojekt, einer kollaborativen Soundperformance und habe in nächster Zeit wieder ein paar DJ gigs.
Interview von Catherin Schöberl