RU Kollektiv
FUTURE SENSE – Alena Halmes (Vermittlungsprojekt von RU)
Das Gründungsteam von RU mit Camila Lucero, Maeva Rubli und Sandra Masal (v.l.n.r)

«Wäre RU eine Person, dann ist sie zusammengefasst: Kunstvermittlerin, Künstlerin, Illustratorin, Mediengestalterin und Kommunikationsfachfrau»

das Kollektiv über sich selbst

Das nomadische Kunstvermittlungskollektiv besteht mittlerweile aus 4 Personen, die sich hier in Basel während ihres Studiums der «Vermittlung von Kunst und Design» im Jahr 2020 kennengelernt haben. «Camila, Kim, Maeva und Sandra – vier Frauen mit unterschiedlichen Backgrounds, vier Nationalitäten, unterschiedlichen Muttersprachen und Erfahrungsschätzen.»

 

Nach ihren Assoziationen zu «Kollektiv» gefragt, kommen ihnen Freundschaft, Zusammenarbeit – Zusammenhalt, Austausch, Diskurs, Abenteuer, Inspiration, Kraft, Kompromiss, ein voneinander und miteinander Lernen in den Sinn. Im Interview befragen wir sie zu ihrer Praxis und zur Entstehung des Projekts. 

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Out & About: Was genau ist «RU» und warum der Name?

Ru Kollektiv: RU Kollektiv ist ein gemeinschaftliches Projekt. Wir stützen uns auf individuelle Ideen, die wir gemeinsam zu lösen versuchen. Von der Idee über das Konzept bis zur Umsetzung, um mehr Menschen zum Mitmachen einzuladen. RU Kollektiv möchte anderen Menschen, die durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind, die Türen zur gemeinsamen Arbeit öffnen. Der Name RU ist inspiriert vom lateinischen Wort «rupta», was so viel bedeutet wir freigebrochener Weg. Aus diesem Wortstamm leiten sich die Wörter Route auf Deutsch, route, rue, roue auf Französisch und ruta, rueda (Strasse, Rad) auf Spanisch ab. Das ist es, was wir wollen und tun: im Zeichen der Kunstvermittlung Wege frei brechen. Begegnungen finden mit einem zufälligen Publikum statt oder wir besuchen unsere wachsende communitas vor Ort: Schulklassen, Kitas, Institutionen und freie Gruppen – Menschen, die sich aufgrund von Themen oder Interessen zusammenschliessen.

«Das ist es, was wir wollen und tun: im Zeichen der Kunstvermittlung Wege frei brechen.»

RU entstand als Abschlussarbeit im Bachelorstudium an der HGK – Wie genau kam es dazu?

Unsere Abschlussarbeit war ein Experiment in kollektiver Arbeit. Wir haben uns zufällig im Co-working Space getroffen, mit ähnlichen Fragen. Wir haben intuitiv beschlossen, uns zu einem gemeinsamen Projekt zusammenzuschliessen. Wir haben bei Null angefangen, um die Grundlage unserer Vereinbarung zu entdecken: Warum? Wozu? Wie?

«Freundschaft und die Motivation, neue Verbindungen zu knüpfen, haben uns zusammengeführt.»

Wie habt Ihr euch als Team gefunden?

Sandra, Maeva und Camila befanden sich in einer ähnlichen Situation: neue Stadt, neue Kollegen und Kolleginnen, eine neue Etappe von Null an. Freundschaft und die Motivation, neue Verbindungen zu knüpfen, haben uns zusammengeführt. Eine ähnliche Motivation brachte Kim später zum Team.

Warum habt Ihr euch entschieden im Kollektiv zu arbeiten?

Die Entscheidung war recht intuitiv (und entsprach den Regeln). Wir haben schnell herausgefunden, dass wir ein gutes Team sind, in dem jede von uns eine besondere Stärke hat, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Was waren die Herausforderungen dabei?

Die grösste Herausforderung besteht darin, eine Einigung zu erzielen: ein Prozess, an dem wir besonders interessiert waren. Um eine Einigung zu erzielen, braucht man Zeit und Geduld. Es braucht auch Energie, um zu überzeugen, oder Weisheit, um nachzugeben. Wir wollten keine Arbeit machen, die in drei Teile geteilt ist, wir haben ohne Unterschrift geschrieben, alles war quasi eine Gemeinschaftsarbeit. Es war schwierig, aber lohnend.

Und Eure grösste Erkenntnis bisher – was nehmt Ihr mit?

Methodik der kollektiven Arbeit. Gleichgewicht der Energien im Team – Freude an der Zusammenarbeit.

Welche Ziele und Anliegen verbindet Ihr mit Kunstvermittlung?

Für RU Kollektiv ist es wichtig, die Möglichkeit zum Dialog zu geben und die Kunst aus ihrer Komfortzone herauszuführen. Für uns kann die Kunst ein Werkzeug zur Reflexion und Emanzipation sein. Wir stellen gerne Fragen, um gemeinsames Denken und Diskussionen zu ermöglichen, die aber eben nicht nur mit Worten sondern auch mit künstlerischen Ausdrucksformen beantwortet werden können. Durch das künstlerische Tun zu neuen Antworten kommen ist eines unserer Credos.

Und was hält die Zukunft für Euch bereit?

Wir befinden uns in einer neuen Phase der Umstrukturierung. Wir wollen weiterhin zusammenarbeiten, verschiedene Projekte initiieren und erproben. Neue Formate der Kunstvermittlung interessieren uns sehr – wir stehen stets im Diskurs. Nicht zuletzt arbeiten wir daran, auch nach dem Masterstudium als Kollektiv bestehen zu bleiben.

Interview von Catherin Schöberl