Prozessgestalterin und angehende urbane Försterin. Passionierte Wildkräuterkundlerin und im Wald genauso zu Hause, wie im urbanen Dschungel. Ihre Motivation ist es, Menschen für Pflanzen zu begeistern mit Sensibilisierungs-Projekten, Illustrationen und Begegnungsräumen. Seit 1997 in der Welt, bevorzugt kühles Wetter und zitiert gerne Filme. (Auszug aus Urbanroorts)

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Out & About: Bezeichnest du dich selbst als Künstlerin?

Kim Wüst: Ja, denn für mich hat Kunst zu tun, wie man die Welt (Umwelt) betrachtet und versucht zu verstehen. Das Handwerk Kunst, also Zeichnen, Malen etc. sind für mich Hilfsmittel das Beobachtete zu interpretieren, beziehungsweise genau hinzuschauen.

«Seid mutig und geduldig.»

Was inspiriert dich?

Ich fühle mich am meisten inspiriert, wenn ich draussen in der Natur bin, umgeben von pflanzlichen und tierischen Lebewesen. Aber auch Werke von anderen KünstlerInnen können mich inspirieren oder deren Techniken.

Wie hast du begonnen?

Zum Leidwesen meiner Eltern begann ich schon als Kleinkind Wände anzumalen. Von dem her habe ich schon früh gerne gemalt, gebastelt usw. Irgendwann habe ich dann meinen ersten Aquarellkasten bekommen und mich dann als richtige Malerin gefühlt. Seit dann war ich eigentlich immer mit der Kunst verbunden. Je nachdem wie man Kunst definiert.

Falls du die Chance hättest, Kunst zu studieren, würdest du es machen?

Ein Studium wahrscheinlich nicht mehr, aber Kurse, um verschiedene Techniken zu lernen, würden mich reizen.

Denkst du eine Weiter- oder Ausbildung hätte dich schneller zum jetzigen Stand geführt?

Die Ausbildungen, die ich absolvierte, brachten mich an den jetzigen Punkt. Mit einer Fine Arts Ausbildung wäre ich nicht schneller gewesen oder vielleicht sogar ganz woanders.

Hast du eine Grundaussage bei deinen Werken?

Meine Werke zeigen oft Elemente aus der Natur (Flora, Fauna meinend). Von dem her denke ich, zeigen sie, oder äussern sie meine Verbundenheit mit der Umwelt.

Verdienst du durch deine Kunst Geld?

Mit den Bildern, die ich male oder drucke (Linoldruck) noch nicht wirklich. Mein Plan ist es aber Workshops anzubieten, die sich mit der Pflanzenillustration auseinandersetzen. Wie schon erwähnt, kann die Kunst eine Verbindung (Beziehung) zum Gegenüber (in dem Fall, die Pflanze) schaffen. Und diese Beziehungen zwischen Mensch und Flora möchte ich fördern.

Hast du noch zusätzliche Einkommensquellen?

Einerseits durch einen Brot-Job (im wahrsten Sinne des Wortes), in einer Bäckerei im Verkauf. Andererseits arbeite ich seit diesem Jahr als Freelancer für verschiedene Auftraggeber in den Bereichen (Pflanzen-)Führungen, Workshops, Verkauf etc.

Hast du schon mal deine Werke ausgestellt?

Meine Erste «Ausstellung», wenn man es Ausstellung nennen kann, hatte ich letztes Jahr auf dem Gleisbogen, wo ich mit meinem Projekt Atelier Pionier tätig bin. Ich beschäftige mich dort v.a. mit der Umweltsensibilisierung und habe dafür Pflanzen portraitiert und diese Bilder im Rahmen des Eröffnungs-Events ausgestellt.

Hast du einen Tipp für angehende junge Künstler*innen?

Seid mutig und geduldig. Das A und O sind Beziehungen, ein gutes Netzwerk öffnet viele Türen. Und fragt nach Hilfe. Ich brauche z.B. bei finanziellen Sachen immer wieder Unterstützung.

Liebe Kim, herzlichen Dank für Deine inspirierende Antworten! Wir wünschen Dir von Herzen alles Gute auf Deinem weiteren Weg als Künstlerin.

Interview: Ina Bandixen

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In der Interviewserie «Künstler*innen ohne Kunststudium» haben wir Interviews mit Kunstschaffenden geführt, die keine formale Ausbildung in der Freien Kunst haben und unterschiedliche Hintergründe in sich vereinen. Es ist uns wichtig aufzuzeigen, dass das oftmals noch elitäre Denken in konservativen Kunstinstitutionen für viele Personen eine Barrikade darstellt, etwa dann, wenn diskriminierende Strukturen, rassistische und sexistische Haltungen oder auch finanzielle Schranken den Eintritt ins Studium erschweren. Auf der anderen Seite geht es auch um das Verständnis, dass Lebensläufe nicht immer einer linearen und klaren Linie folgen und dass Umwege und fachfremde Hintergründe einen grossen Mehrwert darstellen können. In der Serie beantworten sieben Kunstschaffende dieselben zehn Fragen zu ihrer eigenen Vita und wie sie dort gelandet sind, wo sie jetzt sind. Sie erzählen von ganz individuellen und eigensinnigen Wegen zur Kunst, die zeigen, wie vielfältig der Weg ins professionelle Schaffen sein kann.