In den 90‘s geboren, kommt Pollo7 2002 erstmals mit Graffiti in Kontakt. 2008 ruft er die Kleidermarke Schwear und 2009 die Nacktschnecke als deren Markenzeichen ins Leben. Seit 2017 ist er als freischaffender Künstler tätig und malt dabei hauptsächlich Fassaden.

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Out & About: Bezeichnest du dich selbst als Künstler?

Pollo7: Manchmal als Abkürzung, um meine Tätigkeit in ein Wort zu fassen.

Was inspiriert dich?

Wenn eine alte Illusion bröckelt und die neue noch nicht erkennbar ist. Das passiert oft im unspektakulären Alltag. Hält man es aus, kann man für einen Moment hinter die Simulation des Lebens sehen. Daraus schöpfe ich.

«Bei jedem Werk begebe ich mich auf eine innere Reise.»

Wie hast du begonnen?

In meiner Kindheit habe ich den Alltag auf unserem Bauernhof zeichnerisch dokumentiert. Mit zwölf sah ich 8 Mile, fuhr in derselben Nacht mit dem Mofa durchs Dorf und sprühte alles voll. Das war der Modus.

Falls du die Chance hättest, Kunst zu studieren, würdest du es machen?

Die Frage impliziert, dass ich die Chance aus eurer Sicht nicht habe. Es klingt problematisch in meinen Ohren, ihr habt das aber bestimmt nicht so gemeint. Zur Antwort: Ich mag die Illusion vom Studium und verbringe auch gerne Zeit an Kunstschulen. Darum würde ich es nicht machen.

Hast du eine Grundaussage bei deinen Werken?

Bei jedem Werk begebe ich mich auf eine innere Reise. Die Malereien sind die Souvenirs davon.

Verdienst du durch deine Kunst Geld?

Ja.

Hast du noch zusätzliche Einkommensquellen?

Ich arbeite noch in einem Kinder- und Jugendheim.

«Ich mag die Illusion vom Studium und verbringe auch gerne Zeit an Kunstschulen.» 

Hast du einen Tipp für angehende junge Künstler*innen?

Das Buch «How to Be an Artist» von Jerry Saltz.

Lieber Pollo7, herzlichen Dank für Deine inspirierende Antworten! Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute auf Deinem Weg als Künstler.

Interview: Ina Bandixen

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In der Interviewserie «Künstler*innen ohne Kunststudium» haben wir Interviews mit Kunstschaffenden geführt, die keine formale Ausbildung in der Freien Kunst haben und unterschiedliche Hintergründe in sich vereinen. Es ist uns wichtig aufzuzeigen, dass das oftmals noch elitäre Denken in konservativen Kunstinstitutionen für viele Personen eine Barrikade darstellt, etwa dann, wenn diskriminierende Strukturen, rassistische und sexistische Haltungen oder auch finanzielle Schranken den Eintritt ins Studium erschweren. Auf der anderen Seite geht es auch um das Verständnis, dass Lebensläufe nicht immer einer linearen und klaren Linie folgen und dass Umwege und fachfremde Hintergründe einen grossen Mehrwert darstellen können. In der Serie beantworten sieben Kunstschaffende dieselben zehn Fragen zu ihrer eigenen Vita und wie sie dort gelandet sind, wo sie jetzt sind. Sie erzählen von ganz individuellen und eigensinnigen Wegen zur Kunst, die zeigen, wie vielfältig der Weg ins professionelle Schaffen sein kann.