Out & About: Was bedeutet Feminismus für dich?
Tanja Häfelfinger: Es bedeutet, dass ich an Gleichheit glaube. Für mich ist Feminismus nicht nur von Frauen für Frauen, sondern für alle, die versuchen Ungerechtigkeiten aufzulösen.
«In meiner Arbeit behandle ich die Thematik rund um den Feminismus, dabei war mir besonders wichtig der Leser*innenschaft einen möglichst einfachen und unkomplizierten Einstieg ins Thema zu ermöglichen.»
Kurz und knackig – Worum geht’s in deiner Thesis?
In meiner Arbeit behandle ich die Thematik rund um den Feminismus, dabei war mir besonders wichtig der Leser*innenschaft einen möglichst einfachen und unkomplizierten Einstieg ins Thema zu ermöglichen. Das Magazin soll den Betrachtenden einen Einblick in die Vielfältigkeit des Themas geben, aber auch Auskunft über geschichtliche Aspekte geben. Ausserdem war es mir ein Anliegen, dass all die wertvolle Vorarbeit, die diese Frauen geleistet haben, nicht in Vergessenheit gerät.
Woher kam die Motivation für die Arbeit?
Vor etwa knapp 3 Jahren hatte ich eine Beckenvenenthrombose erlitten. Für mich war nach diesem Erlebnis klar, dass ich die Antibabypille absetze. Ich habe mich in dieser Zeit sehr intensiv mit der Thematik der Verhütung auseinandergesetzt und stellte mir immer mehr die Frage, warum das Verhütungsangebot für die Frau so gross resp. das für den Mann so klein ist. Irgendwie habe ich mich mit meinen Recherchen immer weiter von diesem Thema wegbewegt und fand mich plötzlich in der Geschichte der Frauenrechtsbewegung wieder. Da wurde mir bewusst wie wenig ich über das Thema weiss und wie wichtig gewisse Thematiken heute noch sind.
Warum hast du dich entschieden, das Thema in Form eines Magazins umzusetzen?
Das Magazin erschien mir richtig, weil ich die Geschichte dieser Frauen schwarz auf weiss festhalten wollte. Sie sollten nicht in einem schnelllebigen Medium innert Sekunden zur Seite gewippt werden können. Sie sollten in den Händen gehalten und auf eine Art greifbar gemacht werden.
Wie hast du die Auswahl der Protagonistinnen getroffen?
Eine Auswahl der Protagonistinnen zu treffen war für mich wohl einer der schwersten Aufgaben. Ich habe mich sehr intensiv mit den verschiedenen Charakteren beschäftigt und war immer wieder aufs Neue fasziniert, all diese Dinge zu erfahren und zu lesen. Schlussendlich musste ich natürlich eine gewisse Auswahl treffen, wobei ich mich auf die vier Wellen des Feminismus gestützt habe und für jede dieser Wellen eine Handvoll herausgepickt habe die, wie ich finde, die unterschiedlichsten Anliegen vertreten und repräsentativ dafür stehen.
Welche der Frauen hat dich am meisten fasziniert?
Mich hat Simone de Beauvoir sehr beeindruckt. Sie hat sehr früh erkannt und festgehalten, dass Geschlechterrollen von der Gesellschaft konstruiert werden und wir zur Frau und zum Mann durch soziale Konstrukte herangezogen werden. Ich denke, wenn wir uns dem im Alltag bewusster werden, könnten wir noch einige vorhandene Ungereimtheiten lösen.
Was ist die grösste Erkenntnis, die du von deiner Arbeit und der Auseinandersetzung mit dem Thema mitnimmst?
Seither hinterfrage ich gewisse Dinge mehr, die ich vorher als alltäglich, selbstverständlich oder sogar normal wahrgenommen habe. Ausserdem fallen mir spezifische Sachen, denen ich mir vor der Auseinandersetzung nicht bewusst war, vielmehr auf, z.B. die Sache mit den Pink Taxes.
«Eine zeitlang staute sich eine Art Wut in mir an.»
Und was war die grösste Herausforderung in dem Schaffensprozess?
Vielmals war es für mich sehr schwer über Ungerechtigkeiten von damals oder heute zu lesen und diese nachzuvollziehen oder zu verstehen. Eine Zeitlang staute sich eine Art Wut in mir an. Dabei den Fokus nicht zu verlieren, mit diesem neuen Gefühl umzugehen und dieses zu verarbeiten war für mich zu Beginn total schwer.
Welcher Tipp oder Unterstützung hat dir während der Arbeit an der Thesis weitergeholfen?
Im Nachhinein würde ich sagen, war ich in gewissen Dingen viel zu streng mit mir und habe mich oftmals verkopft, anstatt auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich glaube zwischendurch hätte mir mal ein paar ordentliche Tage Pause von der Arbeit und der Thematik gutgetan, um den Blick für das wesentliche wieder zu schärfen.
Was auf jeden Fall super war, war der rege Austausch mit meinen Mitstudierenden. Wir haben uns in der Zeit der Homeoffice-Pflicht immer wieder motiviert und aufgebaut, uns aber auch gegenseitig unterstützt bei kritischen Fragen zur Arbeit. Ich glaube, das hat mir fast am meisten geholfen.
Und ein Tipp, von dem du froh bist, ihn nicht befolgt zu haben?
Es gab eine Zeit während meiner Arbeit, da stagnierte ich extrem. Ich hatte ich das Gefühl, dass es mir helfen würde, mit möglichst vielen Leuten meine Arbeit zu besprechen, um aus dieser Situation herauszukommen. Aber irgendwie geschah das Gegenteil. Von allen Seiten erhielt ich Tipps oder Anregungen, die mich hinsichtlich meines eigentlichen Problems, nämlich dem Stagnieren, nicht weiterbrachten. Vielleicht habe ich auch aus diesem Grund diese Tipps dann auch nie umgesetzt, worüber ich im Nachhinein ganz froh bin.
Zu guter Letzt: Was hält die Zukunft für dich bereit und was steht als nächstes an?
Gute Frage; um ehrlich zu sein, bin ich da noch nicht so schlüssig…
Interview von Catherin Schöberl