Die Architekturdesignerin Christine Dopple hat einen Bachelor-Abschluss in Architektur. Nach dem Studienabschluss im Jahr 2020 arbeitet und lebt sie seither in der Schweiz. Anlässlich eines Praktikums ist sie aus Großbritannien in die Schweiz gezogen und hat ein neues Kapitel in ihrem Leben angefangen. Ihr Interesse gilt nicht nur dem Entwurf und der Mitwirkung an der Gestaltung neuer Gebäude, die für die Menschen angenehmer und einladender sind, sondern auch der Verbesserung der Lebensqualität in diesen Gebäuden. Vor kurzem hat Sie ein Studium für den Master in Architektur begonnen.

Im Interview geht es um ihre Erfahrungen als Bachelor-Absolventin im Beruf und um ihre Lieblingsprojekte.

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“Ich habe einmal gelesen, dass der Durchschnitt der Menschen etwa 90 % seines Lebens in Innenräumen verbringt – also habe ich mir überlegt, wie wir diese Räume/Orte gesünder und lebenswerter gestalten können.”
Christine Dopple

Out & About: Warum hast du dich für ein Architekturstudium entschlossen?

Christine: Ursprünglich wollte ich Psychologie studieren, ich hatte sogar schon Bewerbungen verschickt und ein Angebot erhalten. Ich war (und bin immer noch) sehr an psychischer Gesundheit, Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaftsformen interessiert, aber ich habe auch viel Spaß am Entwerfen und am Lösen von Problemen. Leider ist das Psychologiestudium und generell die Suche nach Hilfe – obwohl sie immer besser wird – für den Durchschnittsbürger immer noch sehr kostspielig und oft nicht leicht zugänglich. Ich habe einmal gelesen, dass der Durchschnittsmensch etwa 90 % seines Lebens in Innenräumen verbringt – da fragte ich mich: Wie können wir diese Räume/Orte gesünder und angenehmer gestalten? Wie können wir Schulen anregender gestalten? Städte mehr Spaß machen? Gefängnisse und Rehabilitationszentren optimistischer gestalten?

Welches von deinen architektonischen Projekten gefällt Dir besonders gut und warum?

Das Projekt “The Puppeteer’s Outpost” behandelte die Gestaltung einer temporären Plattform für einen Aussteller. Dabei wurde mir ein Puppenspieler zugewiesen. Der Ort des Projekts war Margate, und ich hatte die Freiheit, das Angebot und dessen Einfluss auf das Design zu bestimmen. Die Fassaden ahmten die Stadien der Puppenspieltherapie nach, die Abteile waren auf die verschiedenen Bedürfnisse zugeschnitten; es ergab einfach Sinn.

Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass Margate (und die nahe gelegenen Küstenstädte) mit Herausforderungen wie Lehrermangel, Drogenproblemen und Armut zu kämpfen haben. Es sind die Kinder, die hilflos sind und unter den Konsequenzen dieser Probleme leiden. Ich entschied mich für eine mobile Anlaufstelle für eine Kindertherapeut*in, die in verschiedene Küstenstädte fährt und Kindern mit Hilfe ihrer Puppen hilft.

Hast du dich nach deinem Abschluss auf dein Studium vorbereitet gefühlt?

Nicht wirklich, ich hatte nicht vor, Architektur zu studieren, also habe ich die meisten der empfohlenen Fächer für Architektur nicht belegt. Ich erinnere mich jedoch, dass ich sehr aufgeregt und wissbegierig war, als ich dann an der Universität ankam.

Was war dein erster Gedanke, nachdem du dein Studium abgeschlossen hattest?

Ich war ziemlich beunruhigt. Ich habe mein Bachelor-Studium etwa 3 Monate vor der Pandemie abgeschlossen. Ich wollte in der Praxis Erfahrungen in der Architektur sammeln, aber viele Firmen schlossen oder waren dabei, wegen der Pandemie ihren Betrieb online zu stellen. Ich war sehr nervös, dass ich keine Anstellung finden könnte.

Zudem war ich besorgt, dass meine Noten oder mein Portfolio nicht genug Qualität hatten.

“Im Rahmen meines Praktikums hatte ich das Glück, in einem kleinen Team mit jungen Architekten an Wettbewerben zu arbeiten. Das gab mir die Möglichkeit, mehr Verantwortung zu übernehmen, und mir wurde auch viel Freiraum gegeben.”
Christine Dopple

Welche Erwartungen hattest du an die Architekturbüros, die nach Praktikumsplätzen gesucht haben?

Ich war mir der Tatsache bewusst, dass ich noch eine Menge zu lernen hatte. Ich wollte meine Fähigkeiten ausbauen und mehr über den Designprozess lernen. Das habe ich beim Vorstellungsgespräch immer wieder betont. Ich habe auch deutlich gemacht, dass ich Anleitung und Zeit brauchen würde, um bestimmte Kenntnisse zu bekommen.

Weisst du, wie viele Bewerbungen rausgingen, bevor du die Praktikumsstelle bekommen hast und gab es in deinen Bewerbungen Referenzen von Lehrern deiner Universität?

Ich glaube, ich habe etwa 10-15 Bewerbungen verschickt, die meisten davon in die UK und ein paar in in die Schweiz. Aufgrund der Pandemie waren die letzten Monate meines Studiums ziemlich stressig und nicht sehr gut organisiert. Ich habe es nicht geschafft, Empfehlungsschreiben von der Universität zu bekommen – das war okay für mich.

An der Universität gab es auch ein System, bei dem wir häufig die Tutoren wechselten. Ich konnte meine Tutoren nicht wirklich gut kennen lernen und fand, dass sie nicht genug über mich erfuhren, um ein Empfehlungsschreiben zu schreiben. Im Nachhinein ist es jedoch immer eine gute Idee, ein Referenzschreiben anzufordern, da es bei der Bewerbung um eine Stelle oder ein weiteres Studium an einer Universität hilfreich sein kann. Ich habe jedoch darauf geachtet, dass ich nach jedem Praktikum ein Empfehlungsschreiben erhalte – damit war ich sehr zufrieden, da ich während der Praktika viel gelernt und an einigen sehr beeindruckenden Projekten gearbeitet hatte.

Als du dein Praktikum in der Schweiz bekommen hast. Hattest du einige Herausforderungen bezüglich des Umzugs zu bewältigen?

Ja, es gab viel Papierkram auszufüllen, und die Suche nach einer geeigneten und finanzierbaren Unterkunft nahm einige Zeit in Anspruch. Außerdem hatte ich ein Heimweh und einige Schwierigkeiten, die Sprache zu verstehen.

Was war das Beste an deinem Praktikum?

Während meines Praktikums hatte ich das Glück, in einem kleinen Team mit Junior-Architekten an Wettbewerben arbeiten zu dürfen. Das gab mir die Gelegenheit, mehr Verantwortung zu übernehmen, und ich hatte viele Freiheiten – ich konnte experimentieren und gleichzeitig neue Fähigkeiten erlernen.

Gibt es etwas, das du im Bereich der Architektur oder speziell in der Schweiz gerne ändern würdest?

Die Schweiz hat einige der weltweit besten Arbeitsbedingungen für Architekten. Auch wenn ich keine schlechten Erfahrungen gemacht habe, denke ich, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben wichtig ist und dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber Vorkehrungen treffen sollten, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter gesund bleiben.

Wie bist du mit dem Stress und dem Druck umgegangen, dem du in deinem Job ausgesetzt warst, und hast du Tipps für andere, die sich in einer ähnlichen Situation befinden?

Ich habe oft mit jemandem darüber gesprochen, dem ich vertraue, z. B. mit Kolleg*innen, einem Freund*innen oder meinen Mitbewohner*innen. Ich habe oft hilfreiche Ratschläge und Tipps erhalten. Ich denke auch, dass es wichtig ist, neben der Arbeit andere Dinge im Leben zu tun, wie z. B. einen Sport oder ein Hobby – ich denke, es kann hilfreich sein, sich abzulenken und bietet die Möglichkeit, erfrischt an die Arbeit (Universität oder Job) zurückzukehren.

“Ich denke, dass die Balance zwischen Arbeit und Leben generell wichtig ist und dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber Vorkehrungen treffen sollten, um die Gesundheit zu schützen.”
Christine Dopple

Kennst du die nächsten Schritte nach deinem Praktikumsaufenthalt in der Schweiz?

In der Zwischenzeit habe ich meinen Master in Architektur an der Università della Svizzera italiana in Mendrisio, Tessin, begonnen. Bis jetzt ist es ziemlich spannend und gleichzeitig intensiv. Ich bin sehr dankbar, dass ich von sehr guten und internationalen Architekten, Historikern und Theoretikern lernen darf. Ich freue mich darauf, mein Wissen zu erweitern und schließlich in der Lage zu sein, Probleme aus der Praxis zu lösen.

Liebe Christine, herzlichen Dank für Deine interessanten Antworten! Auf Deinem weiteren Weg als Architektin wünschen wir Dir viel Erfolg.

Interview: Martha Kapfhammer